#Sommerpause 2023 oder: Was der Boden her gibt, wenn Mehr-Zeit ist

Wie die Zeit verflogen ist, merke ich an den seltenen Einträgen dieses Blogs. Viel ist seit dem 11.12.22 geschehen: Meine gestalterische Arbeit ist in Form eines Buchs abgeschlossen, ich kann mich wieder frei im Reich der Zeichnung und der Malerei bewegen und weiter üben, die mehrjährige Begleitung und das Coaching von Eltern und Kindern mit special needs ist abgeschlossen und in vielen Momenten lehrreich gewesen, die Zukunft für sie wohl spannend und herausfordernd. Und schon ist ein intensives Jahr schon wieder halb vorbei. Aber ist das jetzt nötig aufzuschreiben, wo doch die Sommerpause eingeläutet ist?

Das liest doch jetzt niemand, flüstert mir mein mit Realismus begabtes Faultier ins rechte Ohr. Warum so pessimistisch, raunt ihm mein schreiblustiges Ich zu. Sag’s weiter, dass Sommerpause immer mehr als weniger ist, wenn du nicht zu faul bist dazu! verteidige ich mich.

Genau, weil dann habe ich endlich mehr Zeit. Mehr Zeit fürs freie Leben, fürs Malen, Gärtnern, Kochen, liebe Bekannte treffen, an die Musikfestwochen gehen, jeden Abend fürs Lesen, ohne dass das Buch nach 5 Minuten über meinem Kopf zuklappt vor Müdigkeit, Ruhen und - ja - auch mehr Zeit fürs lästige und doch oft nötige A-U-F-R-AE-U-M-E-N…

Es ist wie vor dem Jahresschluss: Ich muss es einfach tun. Es bahnt sich ungefähr anfangs Juli an und geistert als kleiner, grüner, vor Begeisterung sprudelnder täglicher Gedankenwurrm in meinem müden Kopf herum: Mach reinen Tisch, dann kannst du wieder neue frische Ideen bearbeiten, flüstert er. Ok, ich muss aber alles nochmals ansehen, was war. Dann einen Platz finden, oder wegwerfen. Das braucht auchZeit! verteidige ich mich wieder.

Na gut, aber nutz deine freien Tage…schreib sie auf, mach, schnell, sonst ist sie weg, die gute Idee. Und du hast dann nichts Neues getan. Ist ja auch wahr!

Also bemühe ich meine Hefte neben dem Bett und den Arbeitstischen fürs Notieren allerlei Ideen. Damit ich später dann mal nachsehen kann, was ich wollte, als der Gedanke da war. Und natürlich diszipliniert dran arbeiten kann. Was dann passiert, kenne ich nur zu genau: Ich sammle, verwerfe, probiere aus und bin ganz betört und auch gefangen von meinen Ideen, geniesse das, bis ich merke, dass die Zeit wieder weggerutscht ist. Was, schon wieder Abend? Wie ist das bloss passiert? Ich habe doch erst meine Ideen im Kopf aufgeräumt und sonst noch gar nicht viel mehr Boden gut gemacht.

Kennen Sie das vielleicht auch ein wenig?

So ist eben meine Sommerpause oft: Der innere Boden fühlt sich an, gibt so manches lauschige und eben auch untiefe Lebensgefühl her, weil alles Andere grad still steht. Wunderbar, finde ich dann - ich könnte immer so leben!

Zum Glück aber habe ich nicht ewig Zeit dafür, weil das Meer meiner Ideen nur selten einer Ebbe gleicht, sondern mich und meine Notiz-Bücher flutet. Dafür ist die Mehr-Zeit ideal. Gerade darum bin ich dieses Mal auch wieder dankbar, dass ich meine freien Tag nicht an einem übervollen Meeresstrand verbringen werde, sondern in der Weite einer leeren, grünen Landschaft, die mir Zeit zum Schauen und Innehalten und Wasser trinken bietet, bis ich wieder frischen Boden spüre für neue und alte Projekte. Das ist erst im September, wenn allmählich Erntezeit angesagt ist. Bis dahin allen eine schöne Mehr-Zeit in der Sommerpause!

Cornelia Schwager